Aufenthalt im Soldanella Kloster traumatisiert!

Meine Schwester und ich wurden vom behandelnden Arzt wegen Schatten auf der Lunge (Tuberkulose) ins Soldanella geschickt. Das war ungefähr im Jahr 1954/55. Ich war 4 oder 5 Jahre alt. Meine Schwester 6 oder 7 Jahre. Wir kamen aus Rümlang, ZH.
Ich begriff gar nicht, wie mir geschah, litt aber unsäglich, als die Eltern ohne uns wieder weg gingen. Dann hatten sie zunächst mal viele Wochen Besuchsverbot.
Meine Erinnerungen sind traumatisch und haben mich geprägt fürs Leben. Sachen wie Elektroschocks gab es damals noch nicht, oder ich habe nichts davon bemerkt. Dagegen wurde meine Schwester massiv geprügelt, wenn sie das Bett nässte. Als sie mir eines Morgens ängstlich sagte, dass ihr Bett wieder nass sei, legte ich mich über sie und sagte der Tante, dass sie mich schlagen müsse, nicht mehr die Schwester. Damit hörte das Prügeln auf. Dafür wurde meine Schwester in ein viel zu kurzes Kinderbett gesteckt zur Strafe, was das Bettnässen natürlich nicht besser machte, weil sie fror.
In der Nacht waren wir kleinen Kinder allein in einer abgeschrägten Dachkammer. Als ich nachts einmal aufs WC sollte, getraute ich mich nicht die dunkle Treppe hinunter und habe mein grosses Geschäft hinter die in der Dachschräge untergebrachten Koffern gemacht. Entdeckt hat das vorerst niemand, zum Glück. Doch ehrlich gesagt freut es mich heute noch heimlich.
In schlimmer Erinnerung bleibt mir der Esszwang. Auch hier war ich wieder nur Zeugin und kann mich an meine eigenen Erfahrungen diesbezüglich nicht erinnern. Ein grösseres Mädchen hat an einem Sonntag die Suppe nicht essen mögen. Darauf wurde ihr die Hauptspeise in die Suppe geschöpft. Das vermochte sie natürlich auch nicht aufzuessen und das Dessert (gabs offenbar sonntags) landete ebenfalls darin. Sie sollte das essen und erbrach sich darüber. Darauf wurde ihr das Gesicht hinein gedrückt und sie musste davon wieder essen.
Die hygienischen Umstände waren in meiner Erinnerung grässlich. Wir waren sehr viele Kinder und wurden jeden Tag in einer Waschküche im Keller der Reihe nach mit dem selben, gräulich aussehenden Waschtuch gewaschen. Ich bekam Ausschläge im Gesicht. An duschen oder baden kann ich mich nicht erinnern.
Die täglichen Liegestunden auf der Veranda waren sehr schlimm für uns. An wirkliches Spielen kann ich mich nicht erinnern. Wir sassen oft lange auf einer Treppe um auf das Waschen und Zähneputzen zu warten. Da brachte uns ein älteres Mädchen ein Spiel mit einem Faden um die Finger bei.
An Sonntagen wurde entweder fromm gesungen oder der Onkel zeigte private Lichtbilder, für Kinder gänzlich uninteressant.
Als wir einmal ein Päckchen von unsern Eltern bekamen, wurden uns die Sachen weggenommen und an andere Kinder verteilt. Das ging andern Kindern auch so.
Das eigentlich traumatisierende aber war für mich die Trennung von den Eltern.
Nach langen Wochen (gefühlte Jahre) kamen sie wieder, zogen uns an (unsere eigenen Kleider waren teilweise nicht mehr zu finden) und machten einen Spaziergang mit uns. Ich weiss noch, wie ich mich wunderte, dass wir nicht gleich nach Hause fuhren. Die Welt brach für mich zusammen, als sie ohne uns wieder wegfuhren.
Meine Mutter erzählte mir später, dass sie schockiert gewesen seien über unsern Zustand und dass sie uns sofort aus dem Heim hätten nehmen wollen. Sie durften nicht wegen unserer Krankheit. Sie kämpften, wendeten sich schliesslich an den Beobachter und konnten uns endlich heimholen.
Verglichen mit andern Schilderungen scheint das ja ganz harmlos, ist aber für mich eine ganz ganz schlimme Erinnerung. Nach dieser Zeit hing ich an den Rockzipfeln meiner Eltern und hatte dauernd Angst, verlassen zu werden.
Ich begriff gar nicht, wie mir geschah, litt aber unsäglich, als die Eltern ohne uns wieder weg gingen. Dann hatten sie zunächst mal viele Wochen Besuchsverbot.
Meine Erinnerungen sind traumatisch und haben mich geprägt fürs Leben. Sachen wie Elektroschocks gab es damals noch nicht, oder ich habe nichts davon bemerkt. Dagegen wurde meine Schwester massiv geprügelt, wenn sie das Bett nässte. Als sie mir eines Morgens ängstlich sagte, dass ihr Bett wieder nass sei, legte ich mich über sie und sagte der Tante, dass sie mich schlagen müsse, nicht mehr die Schwester. Damit hörte das Prügeln auf. Dafür wurde meine Schwester in ein viel zu kurzes Kinderbett gesteckt zur Strafe, was das Bettnässen natürlich nicht besser machte, weil sie fror.
In der Nacht waren wir kleinen Kinder allein in einer abgeschrägten Dachkammer. Als ich nachts einmal aufs WC sollte, getraute ich mich nicht die dunkle Treppe hinunter und habe mein grosses Geschäft hinter die in der Dachschräge untergebrachten Koffern gemacht. Entdeckt hat das vorerst niemand, zum Glück. Doch ehrlich gesagt freut es mich heute noch heimlich.
In schlimmer Erinnerung bleibt mir der Esszwang. Auch hier war ich wieder nur Zeugin und kann mich an meine eigenen Erfahrungen diesbezüglich nicht erinnern. Ein grösseres Mädchen hat an einem Sonntag die Suppe nicht essen mögen. Darauf wurde ihr die Hauptspeise in die Suppe geschöpft. Das vermochte sie natürlich auch nicht aufzuessen und das Dessert (gabs offenbar sonntags) landete ebenfalls darin. Sie sollte das essen und erbrach sich darüber. Darauf wurde ihr das Gesicht hinein gedrückt und sie musste davon wieder essen.
Die hygienischen Umstände waren in meiner Erinnerung grässlich. Wir waren sehr viele Kinder und wurden jeden Tag in einer Waschküche im Keller der Reihe nach mit dem selben, gräulich aussehenden Waschtuch gewaschen. Ich bekam Ausschläge im Gesicht. An duschen oder baden kann ich mich nicht erinnern.
Die täglichen Liegestunden auf der Veranda waren sehr schlimm für uns. An wirkliches Spielen kann ich mich nicht erinnern. Wir sassen oft lange auf einer Treppe um auf das Waschen und Zähneputzen zu warten. Da brachte uns ein älteres Mädchen ein Spiel mit einem Faden um die Finger bei.
An Sonntagen wurde entweder fromm gesungen oder der Onkel zeigte private Lichtbilder, für Kinder gänzlich uninteressant.
Als wir einmal ein Päckchen von unsern Eltern bekamen, wurden uns die Sachen weggenommen und an andere Kinder verteilt. Das ging andern Kindern auch so.
Das eigentlich traumatisierende aber war für mich die Trennung von den Eltern.
Nach langen Wochen (gefühlte Jahre) kamen sie wieder, zogen uns an (unsere eigenen Kleider waren teilweise nicht mehr zu finden) und machten einen Spaziergang mit uns. Ich weiss noch, wie ich mich wunderte, dass wir nicht gleich nach Hause fuhren. Die Welt brach für mich zusammen, als sie ohne uns wieder wegfuhren.
Meine Mutter erzählte mir später, dass sie schockiert gewesen seien über unsern Zustand und dass sie uns sofort aus dem Heim hätten nehmen wollen. Sie durften nicht wegen unserer Krankheit. Sie kämpften, wendeten sich schliesslich an den Beobachter und konnten uns endlich heimholen.
Verglichen mit andern Schilderungen scheint das ja ganz harmlos, ist aber für mich eine ganz ganz schlimme Erinnerung. Nach dieser Zeit hing ich an den Rockzipfeln meiner Eltern und hatte dauernd Angst, verlassen zu werden.