Kommentar
Diese Liste war ursprünglich als Forum aufgesetzt. Sie finden hier einzelne Kommentare und Dialoge von Betroffenen oder anderen Interessierten.
Mutter und ihren Bruder ins Heim verschleppt
Bei der Wohnungsräumung meiner Eltern, habe ich das Lebenstagebuch meiner Mutter finden können. Darin finden sich auch Aufzeichnungen aus der Armenerziehungsanstalt Maria Krönung in Baden, wohin man meine Mutter und ihren Bruder damals verschleppt hatte. Die Anstalt wurde von den Schwestern vom heiligen Kreuz betrieben. 2014 werde ich das Tagebuch in Buchform zusammenstellen und dann mit Fotos veröffentlichen. Ich suche bereits jetzt einen Verleger, um dieses furchtbare Thema dieser Zeit einer breiteren Öffentlichkeit näher zu bringen. Für weitere Informationen können Sie selbstverständlich mit mir direkt Kontakt aufnehmen.
Michael
03.12.2013
Sehr geehrter Michael
Wir sind auf Ihren Eintrag in diesem Forum aufmerksam gemacht worden. Betroffen lesen wir von den furchtbaren Erfahrungen, die Ihre Mutter als Kind in der damaligen Zeit machen musste.
Aus der Anfangszeit unserer Institution existieren nach unserem Wissensstand kaum Aufzeichnungen zu den damaligen Zuständen. Es sind den heutigen Verantwortlichen der Stiftung Kinderheim Klösterli keine Fälle von Übergriffen oder Gewalt bekannt, die in unserer Institution geschehen sind. Das bedeutet aber nicht, dass sie nicht vorgekommen sind. Aus heutiger Sicht können wir das nicht ausschliessen. Wir sind bestrebt, auch mit einem unter Umständen unrühmlichen Kapitel unserer Geschichte offen umzugehen. Wir stellen uns dem Dialog mit allfälligen Opfern und deren Nachfahren. Das erachten wir als unsere Pflicht. Es ist uns aber klar, dass dies das erfahrene Leid und die Schicksale der Betroffenen nicht ungeschehen machen kann. Wir sind unsererseits an der Erarbeitung einer Chronik der letzten 50 Jahre unserer Stiftung und beabsichtigen, darin Stellung zu allfälligen Schattenseiten der Vergangenheit zu beziehen.
Ihnen persönlich möchten wir unsere Bereitschaft zum Dialog und unsere Mithilfe anbieten. Wenn wir Ihnen in irgendeiner Form bei der Aufarbeitung der Geschichte Ihrer Mutter behilflich sein können, werden wir das gerne tun. Sei es mit dem Zugang zu unseren Archiven oder im persönlichen Gespräch. Bitte nehmen Sie jederzeit dazu mit uns Kontakt auf.
Freundliche Grüsse
Kinderheim Klösterli
Christine Hösli-Guntern
Präsidentin der Stiftung Kinderheim Klösterli Wettingen
http://www.kinderheim-kloesterli.ch/
christine.hoesli@hoeba.ch
CHHOESLI
03.03.2014
Sehr geehrte Frau Hösli
Danke Ihnen fürs Feedback.
Die (Armen-) Erziehungsanstalt Maria Krönung Baden wurde wie bereits in meinem ersten Kommentar erwähnt, damals von den Schwestern des heiligen Kreuzes geführt. Die Familien Rohn&Borsinger mussten mit denselben offensichtlich einen Vertrag unterzeichnet haben, das Klösterli (welches heute ja von der Stadt Baden benutzt wird) zu “führen”.
Mein Onkel lebt noch und er ist wie ebenfalls erwähnt, auch in dieser “Anstalt” gewesen. Wir haben Interviews (Oral History) mit ihm geführt und seine Aussagen sind schlicht niederschmetternd, wir sind fassungslos!
Mit dem Ueberschreiben des Tagebuches meiner verstorbenen Mutter sind wir nun auch praktisch fertig, werden aber die geeignete Form der Veröffentlichungen noch definitiv wählen.
Diverse (Gerichts- und Polizei-) Akten bei Behörden sind nun eingetroffen und wir haben ebenfalls Frau Pechlaner/Historikerin kontaktiert, sie hat in der Stadtbibliothek Baden einen Vortrag gehalten:
«GEBEN IST SEELIGER ALS NEHMEN».
DIE EHEMALIGE ARMENERZIEHUNGSANSTALT IM KLÖSTERLI
In eindrücklichen Dokumenten und Fotografien zeigt sich die Zwiespältigkeit der Armenerziehung: Jungen Frauen, die oft Verding- und Pflegekinder waren, bot die Anstalt eine gewisse Ausbildung hin zur Selbständigkeit, wollte sie aber auch zu disziplinierten Hilfskräften erziehen.
Vortrag von Heidi Pechlaner, Historikerin
Ich werde Sie dann sicher kontaktieren, sobald wir bereit sind.
Beste Grüsse
Michael
Michael
14.04.2014
Sehr geehrter Michael
Mit grossem Interesse habe ich Ihre Antwort gelesen und freue mich auf Ihre Kontaktaufnahme.
Freundliche Grüsse
Kinderheim Klösterli
Christine Hösli-Guntern
Präsidentin der Stiftung Kinderheim Klösterli Wettingen
http://www.kinderheim-kloesterli.ch/
christine.hoesli@hoeba.ch
CHHOESLI
24.06.2014
Werte Forum-Besucherinnen und -Besucher
Anbei finden wir noch einen hervorragenden Propaganda-Artikel vom 30.05.14 zum “Klösterli Baden” aus der Aargauer Zeitung von Herrn Luca Belci/Journalist.
Herr Belci portraitiert hier fast schon auf naive Weise die angeblichen “Dauer-Sonnenseite-Zustände”, welche gerade in den früheren Jahren der damaligen Erziehungs-Anstalt vorgeherrscht haben sollen.
Der “philanthropische Zweck” wird vordergründig als zentraler Sinn und Zweck aller Aktivitäten der Stiftung und den involvierten Parteien präsentiert und dabei wurden in zynischer Weise sogar Bilder, die auch der Präsentation “Geben ist seliger als nehmen” von Frau Heidi Pechlaner/Historikerin (welche im Zusammenhang mit der Aufarbeitung von Verdingkindern bereits in deren Präsentation zu sehen waren) benutzt.
Wenn man die tragischen Umstände und Schicksale der betroffenen Klein- und Schulkinder, welche in die Anstalt regelrecht verschleppt wurden aber mittels Akten, Aufzeichnungen und Oral History tatsächlich erfährt, versteht man nach Durchlesen dieses Artikels dann auch sehr rasch, dass sowohl institutionelle wie auch politische Akteure hier ein grosses Interesse zeigen (und dabei auch jede Form von PR-Kommunikationsmassnahmen geschickt nutzen), die tatsächlich und “im Namen Gottes” begangenen Verbrechen gegen die Menschlichkeit in geschickter Form zu verschleiern. Historische Fakten werden so auf fast perfekte Weise einer breiteren Öffentlichkeit unzugänglich gemacht. Der Artikel – und viele andere historische Biographien über diese Anstalt – blendet faktisch die in Wirklichkeit unhaltbaren Umstände von damals aber radikal aus.
Genau zu diesen Umständen aber haben wir Beweise (30’er Jahre) und das sind u.a. behördliche Akten (Gerichte, Vormundschafts-Behörden, Staatsarchive und Stadt-Archive, Polizei-Protokolle, psychiatrische Gutachten etc.) sowie die Oral-Histories mehrerer Zeuginnen und Zeugen, was tatsächlich unter der Leitung – oder sagen wir besser dem “Terror-Regime” von Sr. Imelda Diezi – welche Vorsteherin der Anstalt/Schwestern vom heiligen Kreuz Menzingen 1919 bis 1946 war – hinter den Mauern der “Institution” geschehen ist.
Da bis zum heutigen Zeitpunkt ausser ein paar leeren Versprechungen – welche man uns von verschiedenen Seiten zur “Mithilfe” und “Aufarbeitung” der Umstände gemacht hat – tatsächlich niemand ernsthaft und aktiv mit uns zusammenarbeiten möchte, werden wir nun nach erfolgter Auswahl der geeigneten Medien-Plattformen und -Formate, die Fakten und Umstände der uns vorliegenden Tatsachen und Geschichten veröffentlichen.
Alle weiteren Informationen zu den diversen Referenzen und Veröffentlichungen werde ich selbstverständlich in diesem Forum auch kommunizieren.
- Michael
01.05.2015