Beatenberg, Kinderheim Bergrösli

Kommentar

Diese Liste war ursprünglich als Forum aufgesetzt. Sie finden hier einzelne Kommentare und Dialoge von Betroffenen oder anderen Interessierten.

Ehemalige Heimkinder ab 1960

Hallo! Ich suche Leute, die Ender der 60er Jahre im Kinderheim Bergrösli in Beatenberg waren. Meine Schwester und ich waren mehrere Male ferien- und kurhalber dort und haben Schreckliches erlebt. Gerne würde ich mich mit anderen Betroffenen austauschen.
LG Bergrösli

bergrösli
28.05.2014

 

Ich war ab 77 dort. Obwohl es geschlossen wurde, verblieb ich noch sechs Jahre in den Händen der Heimleiterinnen. Diese Nonnen, die längst im hohen Alter waren, erzogen mich mit repressiven, suggestiven und isolierenden Methoden. Futsch war damit die gesamte Kindheit!
Baluton

Baluton
10.11.2014

 

Ich war als dreijähriger 1959/1960 dort. Meine frühsten Erinnerungen sind Einzelhaft, Erbrochenes wieder auflecken, mit Kleidern ins Bett gesteckt zu werden, persönliche Sachen an andere abgeben…!

Roger
22.12.2014

 

Hallo Roger,
ich war mit ca. 3 Jahren entweder 1962 oder 1963 im Bergrösli. Ich kann mich (leider) nicht wirklich erinnern.
Ich bin mir jedoch ziemlich sicher eingesperrt worden zu sein.
Mich würde interessieren wo, wie lang und aus welchen Gründen es Einzelhaft gab.
Ich danke Dir für eine Antwort.

Uschi

Seidel
14.10.2015

 

Ich war ferienhalber – beziehungsweise – arbeitshalber im Kinderheim Bergrösli…musste mit 12 Jahren schuften bis zum Umfallen. Ich errinnere mich noch heute an den penedranten säuerlichen Gestank vom «Frass», der uns aufgezwungen wurde zu essen. Ich kann mich auch noch gut an die traurigen Kinderaugen von dem ca. 3 jährigen Gabriel errinnern…habe mich viel um ihn gekümmert…frage mich manchmal was aus ihm geworden ist. Schwester Liseli und Schwester Hanni? waren Sadistinnen und bestraften uns für jede Kleinigkeit..gnadenlos!! Wehe ich habe mich für eines der Kinder eingesetzt!! Zum z Vieri gab es vergammelte oder verschimmelte Süssigkeiten ,die wir restlos aufessen mussten,aus Päckli,die die Kinder erhielten..leider erst nach abgelaufenem Datum..Bauchschmerzen,Kopfschmerzen, Erbrechen,Fieber..und immer wieder hiess es ich sei zu nichts nutze..aber von frühmorgends bis spätabends ununterbrochen schuften..dafür war ich gut genug!!

Monja12
10.05.2015

 

Halo Bergrösli
Vielen lieben Dank euch allen, die ihr geantwortet habt! Ich leide z.T. bis heute an den bruchstückhaften Erinnerungen. Leider (oder zum Glück) ist Vieles verdrängt und vergessen gegangen. Was bleibt, sind Erinnerungen an das grauenhafte Essen, der Gestank… Ich erbrach mal über den Teller und sollte trotzdem alles wieder aufessen. Meine Schwester war Bettnässerin und musste zur Strafe (als 4-jährige) ihre nasse Matratze hochhalten. Ich war Asthmatikerin und wurde deshalb bei den Spaziergängen im Haus eingesperrt, weil ich ja eh nicht schnell genug hätte mitlaufen können… Über den Mittag herrschte absolute Ruhe auf der Veranda, auf der wir eine Art Mittagsschlaf halten sollten. Wir durften keinen Mucks von uns geben. Meine Schwester und ich wurden immer wieder getrennt, durften uns nicht sehen… usw. usf.

Bergrösli
04.11.2015

 

Hallo Roger,
ich war ca. 1972 oder 1973 im Kinderheim. Da mein Husten einfach nicht bessern wollte, hat mir der Hausarzt mit 4 Jahren (!) einen 1-monatigen Aufenthalt «in der Bergluft» verordnet. Ich habe meinen Eltern immer erzählt, dass uns nachts zum Schlafen die Augen verbunden worden sind…Zudem kann ich mich auch noch an die strikte Mittagsruhe auf diesen Matten erinnern. Mir war gar nicht wohl dort…Ich weiss auch noch, dass wir immer alles aufessen mussten (ich war eine sehr schlechte Esserin), da es sonst keinen Dessert gegeben hat. Aber sonst kann ich mich leider nicht mehr an viel erinnern. Zum Glück konnte ich nach 1 Monat wieder nach Hause.

Bärgrösli68
14.10.2018

 

War vermutlich +/- 1959 als 8-jährige im Kinderheim Beatenberg. Da meine beiden Lungenflügel «schwarz» waren, «trockene Lungenentzündung», verordnete unser Hausarzt 4 Wochen Beatenberg – Bergrösli!
Horror! Da herrschte Zucht und Ordnung. Der Teller musste immer leer gegessen werden, was mich oft bewog, meinem Mund voll zu stopfen, und auf der Toilette zu entleeren. Allzu oft durfte man das jedoch nicht machen, sonst wurde man zum stillen Örtchen begleitet! Mittagsruhe. Eingepackt in Wolldecken lag man auf einer Loggia und durfte sich nicht rühren. Genossen die Schwestern in dieser Zeit ihre Mittagspause? Auch musste ich während meines Aufenthalts auf ein kleines, allerliebstes Mädchen aufpassen. Beatrice (hiess sie so?) das süsse kleine dunkelhäutige Mädchen musste sogar bei mir schlafen. Sie war mein Lichtblick in diesem Monat. War froh, dass ich mich um sie kümmern durfte. – als 8-jährige… Da gab es auch noch die (waren es) täglichen Spaziergänge, welche oft bei einer Massenabfertigung beim Arzt endeten. Der horchte und tastete uns der Reihe nach ab, was mich aus heutiger Sicht schon recht fragwürdig dünkt. Danach ging es wieder zurück ins Heim. An Spielen oder Rumtoben erinnere ich mich nicht, nur an Zucht und Ordnung!

BadMemory
08.03.2019

Kinderheim Bergrösli in Beatenberg

Ich war vier Jahre alt und kam 1969 für drei (!) Monate ins Bergrösli. Der Arzt in Bern diagnostizierte eine chronische Bronchitis. Meine Mutter und ich wohnten damals nahe der Aare und meine Mutter (und offenbar auch der Arzt) behauptete, meine Bronchitis sei vom feuchten und nebligen Klima nahe der Aare.

Dass damals in den Wohnungen in jedem Raum (inkl. Schlafzimmer, Toilette etc.) geraucht wurde und ich eventuell aufgrund dessen Atemwegsprobleme hatte, schien kein Thema.

Meine Erinnerungen an das Bergrösli: Im Bett festgebundene Kinder (wenn sie zu zappelig waren), Teller leer essen bis zum Brechen (ich beobachtete das einmal bei einem kleinen Jungen). Weinende Kinder in der Nacht. Erbsli und Rüebli an einer weissen, säuerlichen Sauce. Teigwaren mit Zwetschgenkompott. Spaziergänge in Zweierreihen. (Mein Grossvater kam einmal „heimlich“ nach Beatenberg um zu schauen, wie es mir ging und versteckte sich hinter einer „Schiiterbiig“ als wir auf einem Spaziergang waren. Ich sah ihn und wollte ihn rufen, aber er hielt den Zeigefinger vor seinen Mund und ich lief weiter. Meine Verzweiflung war unbeschreiblich, weil ich nicht verstand, warum mich mein Grossvater nicht nach Hause nahm.

Als mich meine Mutter nach 6 Wochen besuchte und mir in einem Lädeli mit Tea-Room eine kleine Spieldose schenkte, war mein Glück perfekt – für einen Nachmittag. Als sie wieder wegfuhr, hatte ich das Gefühl, vollkommen alleine gelassen zu sein. Mein Heimweh war unerträglich und noch als Erwachsene kann ich dieses Heimweh körperlich spüren.

Ich überlebte als Vierjährige diese zwölf Wochen nur deshalb, weil ich versuchte, nicht aufzufallen, ich „verschwand“ buchstäblich in mir selbst.

In den letzten Jahren war ich einige Male ferienhalber in Beatenberg und habe nachrecherchiert, wo sich das Haus befand. Dieser kurze Bericht ist Teil meiner Vergangenheitsbewältigung. Heute kann ich den Beatenberg geniessen.

Die Erinnerungen an das Bergrösli aber, kommen beim Vorbeilaufen am ehemaligen Standort jedes Mal hoch.

Corinne Roll, Bern

Bericht Kinderheim Bergrösli (Beatenberg)

Ich habe die Berichte von einigen gelesen, die auch dort waren und ich muss leider sagen, dass alles wirklich so war. Man wurde gezwungen, das schreckliche Essen aufzuessen, obwohl man schon erbrochen hatte. Dann hiess es: Das hast Du extra gemacht, aufessen!
Es war schlimm. Ich war noch dazu Bettnässerin und musste einiges über mich ergehen lassen. Viele haben nachts geweint, hatten Heimweh und konnten kaum schlafen.
Also von Herzlichkeit und Mitgefühl keine Spur, im Gegenteil. Man wurde noch beschimpft und bestraft!
Schliesslich sollten wir Kinder uns dort erholen und nicht gequält werden.
Nachmittags mussten wir auf der Terrasse mit Wolldecken schlafen und keinen Mucks machen, bis die Weiber ihre Mittagspause verbracht hatten.
Einmal musste ich mit dem Bett im Waschraum übernachten, weil ich wieder mal ins Bett gemacht hatte.
Ich hoffe, dass es solche Heime nicht mehr gibt, es war wirklich schlimm.
Einmal musste ich die erbrochenen Kutteln aufessen, so was gab’s wirklich.
Heute habe ich einiges überwunden, nur manchmal kommen diese Dinge wieder hoch!

Veronika Notter

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