Schillingsrain, Knabenerziehungsheim Liestal

Kommentar

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Eine nie erfüllte Sehnsucht

Das pädagogische Leitbild dieses Heimes stand bis 1975 ganz klar unter Disziplin, Gehorsam und Arbeit.
Es kam, so denke ich, immer auf die jeweilige Situation an, wann und unter welchen Umständen man eingewiesen wurde. Zum Teil kam gewisse Kinder direkt in die älteren Gruppen, wo doch mehr Freiraum war. Wenn man Pech hatte, blieb man lange bei den Kleinsten. Dort war man doch recht eingeschränkt. Die Erzieher waren in den Jahren 1970-1975 soweit für mich in Ordnung. Es war für mich alleine das Patriarchat des Heimleiters Künzler, der Angst verbreitete. Ich bin sogar der Überzeugung, dass viele Erzieher mühe damit hatten. Auch sie wurden wahrscheinlich sehr stark in Schranken gehalten. Der Einzige, der vermutlich den Mut hatte, war unser Oberstufenlehrer Herr Wirz. Er war streng aber zu 99% korrekt. Es gab von mir aus gesehen nur einen wirklich grossen Ausrutscher, wo er die Kontrolle über sich verlor. Aber vielleicht war dies auch der Ausschlag, warum er sich mit dem Heimleiter verkrachte. Mit der Zeit reden sie nicht mehr miteinander und dann ging es ganz schnell und der grösste Teil der Cerw war weg. Dann hat sich alles geändert. Es waren dann zwei chaotische Jahre aber mit einem erneuten Leiterwechsel bekam man das dann in den Griff. Ich hatte zum gleichen Zeitpunkt als der Heimleiter ging meine Zeit abgesessen. Ich habe Jahrzehnte gebraucht, bis ich herausgefunden habe wer ich bin. Ich hatte mehr oder weniger mit allen Gesellschaftsgruppen Kontakt. Aber nirgends fand ich einen wirklichen Halt. Verrückt waren dann meine 20 Jahre religiosität. Man darf es auch Sekte nennen. Als ich doch mit der Zeit verstand, dass auch dieses nicht die Wahrheit ist, habe ich auch wieder alles verloren. Ich hatte unendlich viel Glück und in einem Brief habe ich das so beschrieben.

Gut ich habe im meinem Leben immer so viel Glück gehabt und wenn ich das Glück jetzt beschreibe, so kann man sich fragen ob das wirklich Glück ist. Man geht auf einem schmalen Grad in grosser Höhe und Hinternissen. Man geht ihn, weil niemand einem dort gefährlich werden kann und einem angst macht. Niemand normales wählt diesen Weg, weil er einfach zu gefährlich ist. Mein Glück nenne ich, bis heute nicht herunter gefallen zu sein. Vielleicht verstehen Sie jetzt besser, wie anstrengt so ein Leben ist. Ich weiss auch, dass man diesen Menschen nicht sehr gross helfen kann. Sie haben so kein Vertrauen mehr, obwohl ich die Menschen sehr sehr gerne habe.

Ich hatte bis heute ein sehr anstrengendes Leben und ich bin im Grunde sehr traurig, weil es wirklich nicht nötig gewesen wäre. Ich werde nicht traurig sein von dieser Erde zu gehen, weil das was ich vom Menschen sehe, ich als sehr traurig empfinde. Die Zwänge worin der Mensch lebt sind eigentlich deprimierend. Gut die meisten merken es nicht, weil sie nur ihre eigen Bedürfnisse ausleben, ohne sich darüber Gedanken zu machen, was dies für den anderen bedeutet.

Hier noch ein Gedicht von mir, welches Ausdruck einer nie erfüllten Sehnsucht ist.

Sein

Einsamkeit spüre ich.
Wie der Mond von der Erde getrennt,
drehe ich um Dich.
Spüre Deine Kraft,
welche mich im Banne hält.
Sehnsucht sein Name man nennt.

Näher werde ich Dir nicht kommen,
da alles schon vor mir hat begonnen.
Drehen muss ich hier.
Drehen, ob ich will oder nicht.

Leben wird dies genannt.
Drehen ohne es zu steuern.
Fest in seiner Bahn.

Wir meinen unabhängig zu sein.
Ich, das Alles scheint zu sein.
Gefangen in der Bahn.
Leben ohne Sein.

Auszubrechen niemand vermag,
denn Zeit kein Raum mehr ist.
Betrogen durch die Gegenwart,
sehe ich der Sonne Licht.
Licht das mir gibt zu sehen,
was zu verstehen ich nicht vermag,
weil ohne Sein,
kein Licht zu sehen ist.

Dunkel ist meine Bahn.
Licht das mich nicht triff.

Zorba
11.06.2013

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